Die Kanzlei PHH bietet mit FIRMADIGITAL.AT eine KI-unterstützte Plattform zur Gründung von GmbHs an, die schneller und günstiger als eine konventionelle Gründung sein soll.
Die Schildkröte war gestern, der Leopard ist heute. So illustriert die Wiener Anwaltskanzlei PHH den Unterschied zwischen normaler GmbH-Gründung und der neuen, schnellen Methode durch FirmaDigital. at auf deren Website. Was früher vier bis sechs Wochen gedauert hat, soll nun mit der KI-unterstützten Plattform in nur wenigen Tagen vonstattengehen, versprechen die Erfinder der Plattform FirmaDigital.at, die seit wenigen Wochen am Markt ist ein Quantensprung für Firmengründer. Die Idee wurde letztes Jahr in einem Gespräch zwischen dem IT-Experten Felix Häusler und dem Rechtsanwalt Philip Rosenauer geboren. Wobei die Zeit zwischen Geburt und Realisierung der Idee eine sehr intensive war: Wir haben viele Tage und Nächte damit verbracht, das Tool zu bauen, erzählt Rosenauer. Das Ergebnis ist auch gut durchdacht.
Uns ist bewusst, dass die KI die Serviceindustrie überall auf der Welt stark verändern wird. Bislang haben sich Startups aber an den, Old Businesses wie Ärzten, Notaren oder Anwälten die Zähne ausgebissen, berichtet Häusler weiter, der auch das Messenger-Start-up Grape gegründet hat. Genau das sollte aber mit FirmaDigital.at nicht passieren, deswegen wählte man eine Herangehensweise mit partnerschaftlichem Set-up. Denn ähnliche Probleme, wie sie das Start-up notarity mit der Notariatskammer hat, wollte man um jeden Preis vermeiden. „Deshalb betreiben wir als Kanzlei PHH diese Seite und bieten das ausschließlich als Dienstleitung für unsere Kunden an“, erläutert Rosenauer.
AUS DREI MACH EINEN. Als Firmengründer absolviert man für gewöhnlich drei Termine, bis die GmbH reif ist, ins Firmenbuch eingetragen zu werden: einen beim Anwalt, einen beim Notar und einen bei der Bank. FirmaDigital.at will das Prozedere nun mit ein paar Mausklicks erledigen. Es soll ein One-StopShop sein. Inkludiert in dem Angebot ist die Prüfung der Identität, des Firmennamens, der Verträge, ein halbstündiges Gespräch mit dem Anwalt, die Firmenbucheintragung, und über notarity können die Verträge sogar automatisch an einen Notar weitergeleitet werden. Das Service steht weltweit zur Verfügung, die Formulare sind auch in Englisch verfügbar. Auch die Prüfung durch die Bank kann erheblich verkürzt werden, wenn das Stammkapital schon vorweg auf dem Treuhandkonto des Notars landet. Wer lieber seinen eigenen Notar aufsucht, der kann das auch. In dem Fall wäre es dann ein Two-Stop-Shop. FirmaDigital.at verspricht aber, die Gründung nicht nur schneller, sondern auch günstiger anzubieten. Um 1.800 Euro stellt PHH seine userfreundliche Plattform inklusive Beratung zur Verfügung, die Notarkosten sind extra. Eine konventionelle Gründung einer Mehr-Gesellschafter-GmbH kostet aktuell ein paar Hundert Euro mehr. Von den rund 5.000 GmbHs, die aktuell pro Jahr in Österreich gegründet werden, fallen rund 2.000 unter die Zielgruppe von FirmaDigital.at. Von der Gruppe wollen wir uns einen kapitalen Teil abschneiden, sagt Häusler. Vor allem die digitalaffinen Jungunternehmer will das Duo ansprechen. Dass FirmaDigital.at Junganwälten die Arbeit wegnehmen könnte, glauben die zwei Gründer nicht, denn: Für uns ist FirmaDigital.at auch ein Markterschließungstool. Die Kunden, die wir dadurch gewinnen, hätten wir sonst vielleicht gar nicht, glaubt Anwalt Rosenauer. Sprich: Das Tool soll letztlich der Kanzlei sogar mehr und nicht weniger Arbeit bringen.
FIRST MOVER. FirmaDigital.at ist zwar erst gestartet, doch Häusler und Rosenauer haben bereits nächste Entwicklungsschritte vor Augen: Nach der GmbH-Gründung wollen sie eine FlexCo-Gründung anbieten, und auch Dienstverträge stehen auf ihrer To-do-Liste. Man sieht sich hier jedenfalls im deutschsprachigen Raum als First Mover, wie Häusler sagt: Denn die Kanzlei, die bei dem Thema zu spät kommt, die wird vermutlich wirklich Konzipienten verlieren.
© Angelika Kramer – trend.KMU